Beautyfiller - nur ein kleiner Piks? Wissenswertes und Alternativen
Es gibt durch die Corona- Pandemie ein paar Nebeneffekte, die auf den ersten Blick kurios oder skurril wirken, auf dem zweiten Blick aber durchaus nachvollziehbar: So wurden im Jahr 2020 in Deutschland rund 400.259 Botulinumtoxin-Behandlungen durchgeführt, ein deutlicher Anstieg zu den vorhergehenden Jahren. Ebenfalls ein Anstieg wurde bei Hyaluronfillern und dem sogenannten „Vampire-Liftung“, auch PRP Methode genannt, verzeichnet.
Die zahllosen Videokonferenzen spiegelten uns tagtäglich unser schlecht ausgeleuchtetes Ich, viele Frauen (und Männer) fokussierten sich offenbar statt auf langweiligen Meeting-Talk auf ihre Zornesfalten und Krähenfüße. Doch außer dem reinen Anstieg berichten plastische Chirurg*innen und Hautärzt*innen von einem weiteren, beunruhigenden Trend: „Tatsächlich werden die Frauen, die sich Hyaluron und Botox spritzen lassen, immer jünger“, sagt Maja Hofmann, Oberärztin der Klinik für Dermatologie und Venerologie der Charité in Berlin im FAZ Interview. Grund hierfür sind vermutlich die (oft stark bearbeiteten) Bilder makelloser Gesichter auf allen Social Media Kanälen. Gemessen an diesen Vorbildern ist selbst die pralle Haut einer Mittzwanzigerin faltig – und die Entscheidung für den „Beauty Piks“ offensichtlich auch in jungen Jahren kein Tabu mehr. Doch welche Risiken bergen die Fillerbehandlungen – und gibt es dazu auch nicht-invasive Alternativen?
Botox:
Botulismustoxin, Botulinustoxin, Botulin – besser bekannt unter dem Handelsnamen Botox für das erste Botulinumtoxin-Fertigpräparat – ist ein Sammelbegriff für mehrere neurotoxische Proteine. Dieses Nervengift wird vom Bakterium Clostridium botulinum abgesondert und verursacht den „Botulismus.“ Die so bezeichneten Vergiftungserscheinungen werden meist durch den Verzehr von schlecht konservierten Lebensmitteln verursacht, in denen sich das Gift der Bakterien angesammelt hat. In starker Verdünnung wird Botolinumtoxin seit einigen Jahren zur Faltenglättung, aber auch zur Behandlung neurologischer Beschwerden (z.B. Migräne), bei übermäßigem Schwitzen und – noch relativ neu – zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen eingesetzt. Auch zur Behandlung von Depressionen wird in die Stirn gespritzt, genauer gesagt: auch in die „Zornesfalte." Dadurch soll die Möglichkeit, Wut oder Traurigkeit auszudrücken, vermindert werden. Es ist noch nicht sicher, ob depressive Gefühle schon abnehmen, weil sie nicht mehr ausgedrückt werden können. Doch zusätzliche mittelbare Effekt, wie die positive Reaktion der Mitmenschen auf einen freundlichen Gesichtsausdruck, werden diskutiert.
Doch zurück zur ästhetischen Anwendung: Eine Botoxbehandlung der Stirnfalten kostet zwischen 400 und 600 Euro. Wer wirklich den Schritt gehen möchte, sollte sich gut informieren, welche Ärzt*innen im Umfeld erfahren sind mit den Injektionen.
Nebenwirkungen sind selten, aber natürlich nicht ausgeschlossen: Blutergüsse, Rötungen, Juckreiz können in den ersten Tagen auftreten, abgesackte Augenbrauen etwa, wenn zu nah an falschen Muskeln injiziert wurde. Saunabesuche und Hitze sollte man in den ersten Tagen unbedingt meiden, da sich dadurch der Filler verschieben kann.
Hyaluron:
Eine Faltenunterspritzung mit Hyaluronsäure oder Calcium Hydroxylapatit (Radiesse) liegt preislich mit der Botox-Behandlung gleichauf: Etwa 300 bzw. 400 Euro pro Sitzung sollte man einplanen, das Ergebnis ist je nach Körperregion zwischen 6 und maximal 18 Monaten sichtbar. Hyaluron ist ein körpereigener Stoff und baut sich mit der Zeit ab. Während Botox häufig gegen Stirnfalten eingesetzt wird, ist Hyaluron das Mittel der Wahl im Bereich der Nasolabialfalte oder der Lippen. Nebenwirkungen sind selten, da es kein Fremdstoff für den Körper ist. Schwellungen, Rötungen oder Juckreiz können hingegen häufiger vorkommen. Zudem besteht die Gefahr, einen sehr unnatürlichen Effekt zu kreieren, wenn beispielsweise die Lippen zu stark mit Hyaluron aufgefüllt werden – die gute Nachricht: Es ist ja nicht für immer.
Natürliche Alternativen:
Wer den beiden gängigsten minimalinvasiven Verfahren skeptisch gegenübersteht, dem sei diese Kombination empfohlen: Mit regelmäßigen Microneedlings sowie Hyaluron und Q10 für die orale Einnahme in Kapselform kann man selbst einiges für ein frisches, glatteres Hautbild tun. Beim Microneedling werden der Gesichtshaut mit einem speziellen Stift Mikroverletzungen zugefügt. Dieser Dermaroller hat feine und sehr kurze Nadeln, die in die oberste Hautschicht (Epidermis) stechen. Die Nadellänge beträgt meist 0,5 mm. Durch das Eintreten in die Epidermis wird der Haut das Signal gesendet, sie müsse eine Verletzung heilen. Der Körper reagiert nun, indem Kollagen, Elastin und Hyaluronsäure produziert werden – und so wird das Bindegewebe gestärkt.
Über den positiven Effekt von Hyaluron und Q10 sowie Kollagen in Kapselform wurde auf diesem Blog schon häufig geschrieben – verschiedene Studien bestätigen die Wirksamkeit (vergleiche dazu die Hyaluronstudien aus unserem Dossier). Ein Microneedling sollte man nur in den Wintermonaten vornehmen lassen, da die Haut danach nicht der Sonne ausgesetzt werden sollte. Ideal ist es, zwischen Oktober und März drei Behandlungen im Abstand von ca. 6 Wochen zu planen. Kostenpunkt: ca. 100 € pro Sitzung. Kapseln mit Hyaluron und Kollagen sollten regelmäßig über mehrere Monate eingenommen werden, um einen sichtbaren Effekt zu erzielen. Natürlich ist bei diesen beiden Maßnahmen keiner tiefen Zornesfalte beizukommen – aber man erhält ein gesundes, ebenmäßiges und gut durchfeuchtetes Hautbild – ganz natürlich und ohne Nebenwirkungen.
Quellen
https://www.test.de/Botox-Das-muessen-Sie-wissen-4248894-0/
https://www.myself.de/beauty/haut/anti-aging/hyaluronsaeure/
https://www.welt.de/print/die_welt/article174408624/Fuer-immer-jung.html
https://www.swr.de/swr2/wissen/mit-ketamin-und-botox-gegen-depressionen-fortschritte-bei-der-behandlung-102.html