Nahrungsergänzungen für Kinder? Der Faktencheck
Nahrungsergänzungen für Kinder sind in Deutschland seit etwa den achtziger Jahren gebräuchlich. Meist werden sie im Herbst und Winter zur Stärkung des Immunsystems als Vitamindragees oder Vitaminsäfte verabreicht. Weit verbreitet ist zudem die Gabe von Vitamin D in den Wintermonaten. Muss oder soll man den Kindern regelmäßig Nahrungsergänzungen geben?
Dieser und einigen damit in Zusammenhang stehenden Fragen sind wir für diesen Beitrag nachgegangen. Den wohl bekanntesten Vitaminsaft für Kinder im deutschsprachigen Raum gibt es schon seit Mitte der dreißiger Jahre. Doch zu dieser Zeit und im folgenden Zweiten Weltkrieg war es für viele Familien sehr schwer bis unmöglich, Vitamine aus frischem Obst zu beziehen, ein Konzentrat machte also Sinn. Dies ist natürlich heutzutage nicht mehr der Fall: frisches Obst und Gemüse sind ganzjährig in sehr frischer, wer möchte auch in Bioqualität, verfügbar.
Die Stiftung Warentest hat im Jahr 2008 rund 23 NEM speziell für Kinder untersucht- mit sehr ernüchterndem Ergebnis: 18 Produkte stufte sie als ungenügend ein und kam zu dem Schluss, dass diese Produkte "im besten Fall nicht schaden". Das harte Urteil begründet sich in erster Linie damit, dass die betreffenden Produkte durchweg für Kinder überdosiert sind. Zudem war ein Großteil der beanstandeten Marken stark gezuckert und die Werbebotschaften überzogen. Dies dürfte wohlmeinende Eltern, die deutschlandweit pro Jahr rund 30 Millionen für Nahrungsergänzungen für Kinder ausgeben, sehr beunruhigen.
Wir von pjyrity sehen in einer Überdosierung von Nahrungsergänzungen auch bei Präparaten für Erwachsene eine Gefahr, und weisen häufig darauf hin, unbedingt die Verzehrempfehlungen zu beachten.
Ein recht neuer Trend unter den NEM für eine junge Zielgruppe sind Gummibärchen mit einem Vitaminmix. Auch diese Produkte fallen laut Stiftung Warentest durch, liegt doch der Wert an Vitamin A schon bei einem einzigen Bärchen deutlich über dem für Kinder angemessenen Wert - und mal ehrlich: Wer isst nur EIN Gummibärchen, wenn es eine ganze Packung gibt?
Für Kinder ist die oft zitierte Mischkost mit mehreren, kleinen Portionen Obst und Gemüse über den Tag verteilt die gesündere Variante: Ein paar Apfelstücke und eine halbe Kiwi in die Brotbox, Mittags ein Salat aus Karotten und Gurken und nachmittags einige Beeren, Nüsse oder eine halbe Paprika. Das ist wenig Aufwand und wird von den meisten Kindern auch gerne und anstandslos gegessen, wenn sie damit aufwachsen.
Sonderfall Vitamin D?
Sofern man als pauschale Richtlinie sagen kann, dass Nahrunsergänzungen für Kinder wenig sinnvoll sind, sollte man bei einem Vitamin eine Ausnahme machen: Vitamin D, meist kombiniert mit Vitamin K: Säuglinge, die in den Wintermonaten zur Welt kommen, sollen 18 Monate Vitamin D bekommen, Kinder, die in den Sommermonaten geboren werden, für rund 12 Monate. Die beste Darreichungsform bei Säuglingen sind Tropfen. Als empfohlene Menge gelten 400-500 I.E. pro Tag, bei frühgeborenen Babies ist die Menge zu erhöhen, das veranlasst dann die behandelnde Kinderärztin. Grund der zusätzlichen Vitamingabe ist ganz klar die Bedeutung des Vitamin D für den Knochenaufbau und die Zähne.
Allerdings kann nach Ende des zweiten Lebensjahres nicht mehr pauschal davon gesprochen werden, dass eine tägliche Vitamin D Gabe sinnvoll ist: Eine im Ärzteblatt veröffentlichte Studie der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) kommt zum Schluss, dass eine Gabe von 400-600 E.I. pro Tag für Kinder unbedenklich ist, aber nicht zwingend notwendig, obwohl viele Kinder im Spätwinter und Frühling einen sehr niedrigen Vitamin D Spiegel haben.
Allerdings betonte Berthold Koletzko, Sprecher der DGKJ-Ernährungskommission: „Die nachgewiesenen positiven Effekte von Vitamin D für die Kindergesundheit, etwa auf das Skelettsystem, auf Autoimmunerkrankungen oder Asthma und auf den Verlauf zahlreicher anderer Krankheiten und Gesundheitsprobleme bleiben von dieser Diskussion unberührt."
Halten wir also fest: Vitamin D in einer kindgerechten Dosis ist im Herbst und Winter kein Muss, hat aber durchaus positive Effekte. Wir nehmen als Familie zwischen Oktober und März konsequent Vitamin D ein, die Kinder bekommen davon abgesehen aber keine weiteren NEM.
(Erste) Regelblutung und Eisenmangel
Mädchen in Deutschland haben ihre erste Periode durchschnittlich mit 12,5 Jahren, im Laufe der Jahre werden circa 500 weitere Monatsblutungen folgen. Rund 30 mg Eisen verliert eine Frau bei jeder Blutung, abhängig von Dauer und Intensität. Ein Eisenmangel kann, muss aber nicht die Folge sein. Drei von vier Frauen im gebärfähigen Alter sind mit Eisen unterversorgt, was sich in Müdigkeit, Antriebslosigkeit und einer Infektanfälligkeit äußern kann. Im Apothekenhandel gibt es Tests, mit denen man zuhause unkompliziert bestimmen kann, ob ein Eisenmangel vorliegt. Sofern dem so ist scheint eine Supplementierung auch für Jugendliche ab der ersten Periode mit einem gut verträglichen, veganen Eisenpräparat sinnvoll, wie es auch wir von pjyrity im Sortiment haben.
Nahrungsergänzungen bei Vorerkrankungen
Mehrere internationale Studien, die wir gesichtet haben, befassen sich mit dem Einfluss von Nahrungsergänzungen auf chronische Erkrankungen und verschiedene Krebsarten und sprechen sich im Ergebnis für eine Supplementierung aus. Wir weisen jedoch darauf hin, dass in diesem Fall, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen, unbedingt die behandelnden Ärzt*innen vorab um ihre Einschätzung gebeten werden müssen. Einige der Studienergebnisse haben wir in unserem Studienglossar zitiert. Bleibt zu sagen: Das beliebte Zitat "An apple a day keeps the doctor away" hat bei Kindern vielleicht eine noch größere Aussagekraft. Wenn man sich dafür entscheidet, NEM für Kinder auszuprobieren, dann mit Augenmaß und nach medizinischer Rücksprache.
Quellen: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/94717/Studienlage-spricht-gegen-Vitamin-D-Supplementierung-von-Kindern-ab-zwei-Jahren
https://www.test.de/Nahrungsergaenzungsmittel-fuer-Kinder-Bestenfalls-ueberfluessig-1680543-2680543/
https://www.gesundheitsinformation.de/starke-regelblutung.html#:~:text=Geht%20w%C3%A4hrend%20der%20Periode%20zu,zu%20einer%20Blutarmut%20(%20An%C3%A4mie%20).